1870

Umzug nach Tübinger in die Neckarhalde 52. 
Mit anderen zusammen gründet Mathilde Weber einen "Sanitätsverein". Sie ist maßgeblich an der Gründung der Tübinger Frauenarbeitsschule, der Vorgängerin der Mathilde-Weber-Schule, beteiligt. Ebenso wie Ottilie Wildermuth und viele andere unterschreibt sie den Gründungsaufruf für diese Schule.

1880

Mathilde Weber ruft in der Tübinger Chronik zur Gründung eines "Hilfs- und Armenbeschäftigungsvereins" auf.

ab 1879

Nach anfänglichem Zögern entfaltet Mathilde Weber im Rahmen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins eine rege Vortragstätigkeit auf Frauentagen.

1886

Mit dem Erlös von Vorträgen und Bazaren geht sie daran, das Projekt einer Altersversorgung für unbemittelte allein stehende Frauen zu verwirklichen. Auf einem von der Stadt Tübingen zur Verfügung gestellten Bauplatz (Ecke Belthle-/Weberstraße) entsteht ein Doppelhaus mit kleinen Wohnungen zu billigen Mietpreisen. Später gründet sie ein weiteres Frauenheim in der Hechinger Straße.

1887

Daneben beginnt sie zu publizieren. Neben "Reisebriefen" und "Plaudereien" erscheint die wichtige Streitschrift "Ärztinnen für Frauenkrankheiten, eine ethische und sanitäre Notwendigkeit", mit der Frauen der Zugang zum Medizinstudium eröffnet werden soll. Diese Schrift wird als Petition an Land- und Reichstag eingegeben, erfährt zunächst aber nur deutliche Ablehnung. Die Gründe für die Ablehnung sieht Mathilde Weber in all den Männern "die sich schwer losmachen aus den Banden des Altgewohnten und Hergebrachten".

Mathilde Weber Oval

1888

Der Allgemeine Deutsche Frauenverein richtet eine Petition an alle deutschen Regierungen, in der die Freigabe des ärztlichen Berufs und die dazu nötige Öffnung der Universitäten für Frauen gefordert wird. Beigelegt ist die Streitschrift Mathilde Webers. Alle Landesregierungen bescheiden die Eingabe abschlägig.

Das in den Diskurs eingeschaltete Königliche Medizinal-Kollegium empfiehlt, statt Ärztinnen qualifizierte Hebammen auszubilden. Zwar wird den Frauen nicht die Fähigkeit zum Medizinstudium abgesprochen - wenn auch "den wenigen geistige höher stehenden" Frauen Schlampigkeit und Unweiblichkeit vorgeworfen wird - die Fähigkeit zur Ausübung des ärztlichen Berufs wird ihnen aber nicht zuerkannt.

Auch dieses geringe Zugeständnis wird flugs wieder rückgängig gemacht, weil - so Walcher, Sprecher des Medizinal-Kollegiums und Neffe Mathilde Webers - es als die "Pflicht aller erhaltenden Elemente des jetzigen Gesellschaft" gesehen werden müsse, "eine Umsturzpartei, wie sich die Frauenemanzipationspartei in ihren Konsequenzen dargestellt, mit aller Macht entgegenzutreten, selbst wenn es nicht gelingen sollte, die Bewegung aufzuhalten, welche ebenso staatsgefährlich ist, und die jetzige Gesellschaft in gleichem Maße bedroht, wie die ähnliche Tendenzen verfolgenden Socialisten und der Nihilismus."

1890

Heinrich Weber, der seine Frau in ihren Bemühungen durchaus unterstützte und sie zu den Generalversammlungen des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins begleitete, stirbt.

1891

Der Reichstag reagiert "voll Heiterkeit" auf die Frage des Frauenstudiums.

1892

Maria Gräfin von Linden, die mit Mathilde Weber regelmäßig verkehrte, beginnt als erste Tübinger Studentin ein naturwissenschaftliches Studium. Sie sieht Mathilde Weber als eine Frau, die "ganz Frauenbewegung" war und "in ihrem Haus nicht nur alle nach Tübingen gelangenden berufstätigen, gelehrten und politischen Frauen" versammelte, "sondern auch unablässig bemüht war, diese Frauen zu ehren und ihnen zu helfen."

1899

Die Stadt Tübingen verleiht Mathilde Weber den Titel "Wohltäterin der Stadt". Eine Straße wird nach ihr benannt.

1901

Mathilde Weber stirbt am 22. Juni.


Quelle: Thea Caillieux, Die Mathilde-Weber-Schule in Tübingen
In: Helga Merkel, Zwischen Ärgernis und Anerkennung, Tübingen 1993