Besuch einer Gruppe irischer Lehrkräfte und Erzieherinnen


Gr0ßes Interesse an Unterricht und Praxis

Bereits am ersten Tag galt es, den Gästen - nach Begrüßung und Vorstellung - einen Überblick über den Aufbau der Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieher*in als auch zu Curricula in Fachschule und Kindertageseinrichtungen zu geben, um gleich darauf erste Hospitationsmöglichkeiten im Unterricht an der Fachschule zu eröffnen.
Am Nachmittag war für Auszubildende der MWS als auch Lehrkräfte Gelegenheit, sich anhand von Präsentationen der Irinnen über das irische Ausbildungssystem und Schwerpunkte in Kindertageseinrichtungen zu informieren und zusammen Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu diskutieren.
Am zweiten Tag war am Vormittag ebenfalls Gelegenheit zu Unterrichtshospitationen in Kleingruppen. Diese Erfahrungen wurden am späten Vormittag zusammen mit zwei Klassen evaluiert. Die Begeisterung war groß, nachhaltig beeindruckt hat die irischen Kolleginnen vor allem, wie schüler*innenorientiert der Unterricht an der Fachschule organisiert und durchgeführt wird.
Ein weiterer Aspekt, der lobend hervorgehoben wurde, war das große Maß an Zeit, die den SuS gegeben wird, um sich Inhalte (Theorien als auch praktische Arbeiten wie z.B. Falttechniken in BKW) selbst aneignen und erschließen zu können.
Der Nachmittag war zur freien Verfügung, am Abend fand ein fachlicher Austausch inclusive Input durch Präsentationen der Irinnen als auch Teilnehmerinnen der Fachschule für Organisation und Führung an der MWS statt. Ebenfalls anwesend waren einige Vertreterinnen von Kindertageseinrichtungen, die die Gelegenheit nutzen wollten, Einblicke in die Elementarpädagogik anderer europäischer Länder aus erster Hand zu erhalten.
Mittwoch und Donnerstag hatten die Irinnen - organisiert über die MWS - Gelegenheit, alleine oder paarweise in unterschiedlichsten Tübinger  Kindertageseinrichtungen zu hospitieren und den pädagogischen Alltag hautnah mit zu erleben.
Auch ein Besuch mit Führung im Waldkindergarten der „Eichhörnchen“ auf dem Schlossberg konnte zur großen Freude der Irinnen, die sich sehr für waldpädagogische Einrichtungen - die in Irland bislang wenig verbreitet sind - interessieren, kurzfristig organisiert werden.

Evaluation der Erfahrungen und Fazit

Am Vormittag des Abreisetags war noch einmal an der Schule Gelegenheit, die Erfahrungen der Woche zusammen mit verschiedenen Klassen, Lehrkräften und Einrichtungsleitungen Revue passieren zu lassen und auszuwerten.
Je 4-5 Schüler*innen bzw. Auszubildende der Fachschule kamen mit je 2 der Irinnen zu folgenden Aspekten ins Gespräch: Gestaltung des Tagesablaufs (daily routine), Gruppenzusammensetzung (composition of the group), interaction, communication, atmosphere, participation, inclusion, Regeln und Grenzen (rules and limitation), Raumgestaltung und Materialien (interior design and materials), Zusammenarbeit mit Eltern (cooperation with parents).
Nicht jede Kleingruppe hat alle Aspekte bearbeitet, im Plenum wurden aber zu allen Aspekten Ergebnisse gepinnt. Das Fazit, das gezogen wurde: Rahmenbedingungen und Inhalte bzgl. pädagogischer Qualität in Irland und Deutschland sind sich ähnlich. Große Unterschiede haben die Irinnen bzgl. der
Umsetzung erlebt. Sehr beeindruckt hat vor allem der positive Blick auf das Kind und seine Ressourcen, die Kind - Orientierung, wie viel Zeit (und  Vertrauen) den Kindern gegeben/gelassen wird, die respektvolle und sehr partnerschaftliche Beziehung im Dreieck Kinder/ Eltern und Erzieher*innen, die ausgesprochen positive, friedvolle und entspannte Atmosphäre im Tagesablauf, aber auch z.B. die große Freiheit, was Regeln angeht (und damit einhergehend wieder das Zutrauen in Kinder und deren Entwicklung).

Möglichkeiten eines Gegenbesuchs

Der sehr lebendige und intensive Austausch mit der irischen Gruppe hat auch hier im Kollegium der Fachschule das Interesse geweckt, über das Erasmus+ Programm einen Gegenbesuch mit job-sharing in Dublin zu planen. Seit 2003 sind wir Entsendeeinrichtung und schicken regelmäßig Schüler*innen der Europaklasse für fünf Wochen ins europäische Ausland. Mit Blick auf die in 2016 von der Nationalen Agentur für berufliche Bildung verliehen Charta und die darin formulierten Internationalisierungsstrategien wäre die Entsendung und damit Qualifizierung des Bildungspersonals nur der logische nächste Schritt.